
Havelufer | Alte Fahrt
Die historische Bebauung des Havelufers begann an der Langen Brücke und erstreckte sich über die Humboldtstraße bis in das Heilig-Geist-Viertel. Auf vielen der Ufergrundstücke wurden Terrassen angelegt, auf denen man direkt am Wasser seinen Kaffee genießen konnte. Denen, die über die Lange Brücke kamen, bot sich ein malerischer Anblick, wie ein "Kleinvenedig". Die südliche Kante des Alten Marktes wurde durch den eindrucksvollen Palast Barberini dominiert. Er stellte eine Höhendominante dar, um seine Bedeutung gegenüber der bürgerlichen Bebauung am Alten Markt zu unterstreichen. Er wurde 1771 bis 1772 nach verschiedenen römischen Vorbildern von Gontard erbaut. Nicht zuletzt die Fassaden im italienischen Stil trugen dazu bei, dem Stadtschloss und der Nikolaikirche ein angemessenes, repräsentatives Gegenüber zu bieten. Erst 1896 wurde das Palasthotel an der Brücke als neues "Entree" gebaut. Die Bebauung fiel den Luftangriffen des 2. Weltkrieges im April 1945 zum Opfer. Die Wiederaufbaupläne für die Stadt Potsdam sahen vor, dem Alten Markt nach Süden keine bauliche Platzkante mehr zu geben. Stattdessen wurde hier eine Grünfläche angelegt, um vom Alten Markt einen freien Blick auf die Freundschaftsinsel erleben zu können. Teile der Grundstücke wurden für den Neubau der Langen Brücke in Anspruch genommen. 1989 wurde nach zahlreichen Planungen mit dem Bau eines Theaters am Havelufer begonnen. Dieser ignorierte aber weitgehend die historische Stadtstruktur und wurde 1991 wieder abgerissen.

Für den Bereich Havelufer empfahl das Expertengremium eine Entwicklung des Bereichs zu einem vielfältigen Wohn- und Geschäftsquartier. Die Neubebauung orientiert sich am historischen Stadtgrundriss; Höhe und Geschossigkeit variieren.
Zur planungsrechtlichen Absicherung der Entwicklungsvorstellungen wurde ein Bebauungsplan (SAN-P 13 "Havelufer/Alte Fahrt") für das Areal aufgestellt. Begleitend zu diesem Planungsverfahren wurde im Juni 2009 unter Beteiligung von Experten der Stadtplanung, Architektur und Immobilienwirtschaft sowie engagierter Bürger und Politiker ein Workshop zur Entwicklung des Havelufers durchgeführt. Formuliert wurden Rahmenbedingungen, wie beispielsweise die Belebung des Quartiers durch einen attraktiven Nutzungsmix, die gleichwertige Betrachtung der Wasser- und Stadtseite sowie die möglichst geringe Belastung durch Verkehr.

Zur Veräußerung der Grundstücke mit Bauverpflichtung fand ein Bieterwettbewerb statt, welcher die zügige Umsetzung der Sanierungsziele in höchster städtebaulicher Qualität absichert. Die Investoren, die sich nicht nur mit einem Kaufpreis sondern auch mit einem Architekturentwurf und einem Nutzungskonzept um die Grundstücke bewerben mussten, wurden zwischenzeitlich gefunden. Die Baudurchführung hat im September 2013 begonnen.
Die Umsetzung
Mit der Neugestaltung der Uferpromenade und des Otto-Braun-Platzes wurde im Frühjahr 2015 begonnen. Die Uferpromenade verwandelte sich aus grauer Tristesse in einen attraktiven, städtischen Freiraum am Wasser und ist zugleich wichtiges Teilstück des übergeordneten Uferwegesystems zwischen Schiffbauergasse und Speicherstadt bzw. Luftschiffhafen. Das Erlebnis Wasser kann man nun direkt von der als Sitzmöglichkeit gestalteten Abdeckung der Uferbefestigung auf den Steinstufen genießen. Die auf der mit Bernburger Kleinstein gepflasterten Promenade gepflanzten Amberbäume setzen vor allem im Herbst mit ihrem rot gefärbtem Laub Akzente. Der Otto-Braun-Platz ist nach seiner Herstellung ein lebendiger Stadtplatz, der zum verweilen einlädt. Er bildet das neue Entree zur Potsdamer Mitte.
Im Juni 2016 konnten die Flächen der öffentlichen Nutzung übergeben werden und erfreuen sich seither großer Beliebtheit. Gartenplatz, welcher nunmehr den Namen Versailler Platz trägt, wird zu einem späteren Zeitpunkt neu gestaltet.