Potsdamer Mitte
Foto: Unter blauem Himmel finden sich links der Landtag mit Fortunaportal, mittig der Obelisk, rechts der Portikus der Nikolaikirche und im Hintergrund Bauzaun und Kran von Block III.
Landtagsneubau auf dem Alten Markt mit Fortunaportal, Obelisk und Nikolaikirche, 2019 (Sanierungsträger Potsdam, Foto: S. Gloede)

Landtagsneubau

Der Ursprung der Stadt Potsdam liegt im Bereich des Alten Marktes. Hier befand sich einst eine slawische Siedlung. Im Mittelalter stand an diesem Ort eine Burganlage, die im 15. Jahrhundert ergänzt und im Jahr 1660 durch ein kurfürstliches Schloss abgelöst wurde. Ende des 17. bis Mitte des 18. Jahrhunderts wurden das Schloss und der Innenhof erheblich vergrößert. Friedrich der Große ließ durch Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff die Fassaden erneuern und gab dem Schloss die von Fotografien bekannte Gestalt.

Schon bald nach Kriegsende begannen die Diskussionen um Rekonstruktion und Neugestaltung des durch Fliegerbomben im April 1945 schwer beschädigten Schlosses. Auf höchste Weisung wurden 1959/1960 mit der Sprengung der Schlossruine vollendete Tatsachen geschaffen. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Abkehr vom historischen Stadtgrundriss festgeschrieben. Fachhochschulgebäude, Hotel Mercure und die überdimensionierten Verkehrsflächen der Breiten Straße und der Friedrich-Ebert-Straße verdeutlichten dies noch vor kurzem.

Foto: Luftbild der historisch gewachsenen Stadt vor Zerstörung des zweiten Weltkriegs: Die Brücke über die Freundschaftsinsel, das Stadtschloss, der Marstall mit Exerzierplatz, die Garnisonkirche und der intakte Stadtkanal.
Ausschnitt Luftbild, 1944 (Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg)

Trotz zahlreicher Ideen und Wettbewerbe zur Neugestaltung der Potsdamer Mitte in den 1970er Jahren blieb das Schlossgrundstück unbebaut. Erst 1988 begann man mit dem Bau eines Theaters am Alten Markt. Dieses wurde, noch im Rohbau befindlich, 1991 abgerissen. Damit ergab sich die Möglichkeit, das Stadtschlossgrundstück zu bebauen und den Alten Markt in seiner Gesamtheit wiederherzustellen.

In den 1990er Jahren gingen die Diskussionen um eine Neugestaltung des Alten Marktes und vor allem die Suche nach einer angemessenen Nutzung des Ortes weiter. Das Areal rund um das Stadtschlossgrundstück hatte in der Stadtstruktur schon immer eine herausragende Bedeutung und diese sollte es auch wieder erhalten. Alle Achsen führten zum Stadtschloss bzw. gingen von ihm in die Stadt hinaus. Ein Wiederaufbau kann nur in den Umrissen des alten Schlosses funktionieren, da nur so die Platzkanten des Alten Marktes und des Steubenplatzes wiederentstehen. Voraussetzung dafür war die Neuordnung des Verkehrs im Bereich Alter Markt. Der bereits beschlossene Bebauungsplan „Landtagsneubau“ und die durchgeführten archäologischen Untersuchungen des Alten Marktes und des Schlossgrundstücks bereiteten die Wiederherstellung der Mitte vor.

Mit dem Beschluss des Landtages vom 20. Mai 2005 ein neues Landtagsgebäude am Standort Alter Markt zu errichten, wurden die Weichen für die Wiedergewinnung des historischen Stadtgrundrisses gestellt.
Grafik: Plan mit farblich dargestellten Festsetzungen der baulichen Anlagen und Straßenverkehrsflächen.
Bebauungsplan SAN-P 10 „Landtagsneubau“, 2007 (Sanierungsträger Potsdam)

Das Land Brandenburg hat das Stadtschlossgrundstück von der Stadt Potsdam erworben und ein kombiniertes Architekten-Investoren-Verfahren durchgeführt. Am 21. August 2009 wurde der Öffentlichkeit der mit Spannung erwartete Siegerentwurf vorgestellt. Der Auftrag für Planung, Bau, Betrieb und Finanzierung des neuen Landtagsgebäudes wurde an ein Konsortium um den niederländischen Baukonzern BAM mit dem Architekten Prof. Peter Kulka vergeben. Die Verträge hierzu wurden am 2. September 2009 unterzeichnet.

Der Entwurf vereint die Wünsche nach Rekonstruktion des historischen Stadtgrundrisses und wiederentstehenden äußeren Um- und Aufrissen des Stadtschlosses mit den funktionalen Ansprüchen an ein modernes Verwaltungsgebäude. Auf insgesamt 19.000 m² Nutzfläche inkl. Tiefgarage finden 371 Büro- und 21 Beratungsräume Platz. Der Plenarsaal befindet sich in der „Beletage“ des Südflügels.

Der Innenhof bleibt weitgehend frei von Bebauung. Der ehemals 6.325 m² große Innenhof wird auf 4.913 m² reduziert, um das Raumprogramm des Landtages unterbringen zu können.

Die Attika des Gebäudes wird so hergestellt, dass die Aufstellung des vorhandenen und nach historischem Vorbild anzufertigenden Figurenschmucks möglich ist. Die Wiederherstellung der Attikafiguren soll durch Spenden finanziert werden.

Foto: Luftbild des Alten Markts mit Landtag, neu bebautem Havelufer, Nikolaikirche und rückgebautem Fachhochschulgebäude.
Luftaufnahme Alter Markt mit Landtag, 2021 (Sanierungsträger Potsdam, Foto: Falcon Crest)

Am 25. März 2010 hatten die Bauarbeiten mit dem 1. Spatenstich begonnen. Die Fertigstellung und Übergabe an den Landtag wurde durch eine symbolische Schlüsselübergabe am 10. Oktober 2013 gefeiert. Mit einer Festveranstaltung wurde am 21. Januar 2014 die offizielle Eröffnung begangen. Bereits einige Tage zuvor nutzten mehr als 20.000 Potsdamer, Brandenburger und Touristen die Gelegenheit, den neuen Landtag selbst in Augenschein zu nehmen. Viele waren dabei von der Architektur positiv überrascht. Die klare Moderne im Inneren, umhüllt von historischer Fassade, sorgte für staunende Gesichter und emotionale Momente.

Foto: Detailansicht der Südfassade mit Brüstung, Dreiviertelsäulen und Kartusche.
Fassadendetail Südansicht Landtagsneubau mit Kartusche, 2022 (Sanierungsträger Potsdam, Foto: J. Kommritz)