Potsdamer Mitte
Foto: Der Kutschpferdestall mit Portal und darüber die Figurengruppe. Optisch hervor treten die zart rötlichen Säulen, Pilaster und Bänder.
Kutschpferdestall, 2020 (Sanierungsträger Potsdam, Foto: Hagen Immel)

Quartier Neuer Markt | Plantage

Das Quartier zwischen Plantage und Neuem Markt umrahmt von den Straßenzügen Yorckstraße, Dortustraße, Breite Straße, Werner-Seelenbinder-Straße und Siefertstraße gehört zu den ältesten Teilen der Potsdamer Innenstadt. Die ehemals sumpfige Niederung wurde durch einen Abzugsgraben, den später befestigten Stadtkanal entwässert und so bebaubar gemacht.

Nach der Fertigstellung des Stadtschlosses in den 1660er Jahren wurde das Areal Bestandteil der barocken Stadterweiterung und beherbergte fortan Einrichtungen für den Hof und das Militär, wie Marstall, Pferdeställe, Reithalle, Pferdelazarett, Garnisonkirche, Plantage mit Exerzierplatz sowie repräsentative Gebäude für Bedienstete des Hofes.

Foto: Die Plantage als ursprünglich begrünter Park mit angrenzendem Langen Stall und Garnisonkirche, umgeben von historischer Wohnbebauung.
Historisches Luftbild Plantage, Postkarte um 1917 (Potsdam-Museum)

Der Lange Stall entstand 1734 als ein schmuckloser Fachwerkbau mit einem östlich angrenzenden Reit- und Exerzierplatz. Aufgrund der Konstruktion und Dimension seines Daches, ein ca. 170 m langes 12 m hohes Satteldach, war das Gebäude ein markanter Punkt der Potsdamer Stadtlandschaft. Nur der südliche Kopfbau des Langen Stalls wurde nachträglich als repräsentativer Portalbau nach dem Vorbild von Palladios Loggia im Garten Valmarana in Vicenza, errichtet. Im Norden vervollständigte das 1776 errichtete Brockessche Palais das Quartier. Für die Neubebauung des Grundstückes historischer Langer Stall entlang der Plantage und den nördlichen Blockinnenbereich wurde 2012 ein städtebaulicher Ideenwettbewerb ausgelobt. Als Sieger ging der Entwurf des Architekturbüros Stephan Höhne hervor, der die Grundlage für die Neubebauung auf dem nördlichen Abschnitt war.

Nach den Zerstörungen des 2. Weltkrieges wurde die Garnisonkirche abgerissen, der Stadtkanal verfüllt, die Breite Straße zu einer überdimensionierten Verkehrsmagistrale ausgebaut und der Bereich zwischen Neuem Markt und Dortustraße städtebaulich stark überformt. So entstanden das Rechenzentrum und die Hauptfeuerwache Potsdams. Das städtebauliche Ensemble des Neuen Marktes als eine der am besten erhaltenen barocken Platzanlagen Europas ist mit Ausnahme des Gebäudes Am Neuen Markt 3 bereits wieder vollständig hergestellt. Die Bauten von Knobelsdorff, Unger und Gontard wurden liebevoll restauriert und bilden mit ihrem ganz eigenen Flair eine bezaubernde Kulisse für zahlreiche Kulturveranstaltungen.

Foro: Der belebte Neue Markt mit Marktständen, besetzten Tischen und Bänken. Über dem Geschehen ein großer Ballon in Form eines Zeppelins.
Rosenfest auf dem Neuen Markt, Juni 2004 (Sanierungsträger Potsdam)

Der Bereich Neuer Markt/Plantage entwickelt sich zu einem lebendigen innerstädtischen Wohnquartier mit ergänzenden gewerblichen und öffentlichen Nutzungen. Voraussetzung für diese Entwicklung war die bereits erfolgte Verlagerung der Feuerwache an den neuen Standort in der Holzmarktstraße, sowie der Rückbau der ehemaligen Feuerwehrgebäude. Planungsrechtlich ist die Entwicklung durch den Bebauungsplan Nr.1 "Neuer Markt/Plantage" gesichert. Er sieht größtenteils eine Mischgebietsnutzung vor. Wohnen und Gewerbe werden daher gleichermaßen angesiedelt. Mit der 1. Änderung des Bebauungsplanes Nr. 1 wurde der neue Standort für die Kultur- und Kreativwirtschaft gesichert. Die städtebauliche Neuordnung und Neubebauung dieses Quartiers orientiert sich am historischen Stadtgrundriss und lässt mit neuen, vielfältigen Nutzungen ein lebendiges Stadtquartier entstehen.

Foto: Luftbild des Quartiers mit Plantage, Rechenzentrum, Garnisonkirche, ehemalige Feuerwache und Neuer Markt.
Luftbild des Quartiers Neuer Markt/Plantage, Juni 2022 (Sanierungsträger Potsdam, Foto: Falcon Crest)

Die Plantage wurde 1850 nach Plänen von Peter Joseph Lenné umgestaltet und wurde so vom Exerzierplatz zu einer großzügigen Grünfläche, gegliedert durch ein Wegekreuz und eingefasst mit Linden. Für die Neugestaltung der historischen Platzanlage der Plantage wurde im Jahr 2016 ein Realisierungswettbewerb durchgeführt. Der Siegerentwurf von hutterreimann Landschaftsarchitekten Berlin für die öffentliche Grünfläche nimmt die Elemente der historischen Gestaltung auf und interpretiert sie zeitgemäß. Die Fläche dient der innerstädtischen Erholung für Anwohner*innen und Besucher*innen. Die Neugestaltung des nördlichen Bereiches wurde 2019 fertiggestellt und bereits seitdem von Spiel- und Sportbegeisterten gerne genutzt. Mit dem Abschluss der Arbeiten des 2. Bauabschnitts im südlichen Bereich 2021 wurde die Plantage in ihrer Gesamtgestaltung komplettiert und mit einem Parcours für Kinder feierlich eröffnet.

Foto: Plantage mit Spielplatz zum Klettern und Rutschen, Tischtennisplatten und Glockenspiel, im Hintergrund der Bundesrechnungshof.
Spielplatz Plantage, 2021 (Sanierungsträger Potsdam, Foto: Sevens + Maltry)