Potsdamer Mitte
Grafik: Drei Darstellungen der Kirche in schwarz weiß. Links eine einfache Skizze der Marienkirche. Mittig ein aufwendiger Stich der Nikolaikirche und seiner Barocken Schaufassade am Alten Markt mit Rathaus, Obelisk und Bevölkerung. Rechts der Entwurf von Schinkel nach antikem Vorbild.
Marienkirche auf dem Alten Markt im 15. Jahrhundert, mutmaßliches Aussehen nach Walter Bullert, 1950 (Repro: Archiv der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg e.V., Berlin); Nikolaikirche mit der Schaufassade von Knobelsdorff, um 1770 (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Stich von Schleuen); Neubau der Nikolaikirche nach Entwürfen von Schinkel, vor 1840

Nikolaikirche

Die Nikolaikirche auf dem Alten Markt prägt durch ihre Silhouette die Stadtmitte Potsdams und wirkt weit in die umgebende Landschaft hinein. Ihre Geschichte reicht zurück bis in das 13. Jahrhundert. Die romanische Basilika, welche im 14. Jahrhundert zu einer dreischiffigen gotischen Hallenkirche umgebaut worden war, wurde für den 1721 errichteten Neubau, der erstmals den Namen St. Nikolai erhielt, vollständig abgetragen.

Die einfache und schmucklos protestantische Architektur der barocken Kirche missfiel König Friedrich II., der das Ansinnen hatte, den Alten Markt in eine römische Piazza zu verwandeln. 1752 bis 1754 wird nach Plänen Knobelsdorffs die Fassade zum Alten Markt in eine Schaufassade nach dem Vorbild der Kirche St. Maria Maggiore in Rom umgestaltet. Bei Reparaturarbeiten im Jahr 1795 wurde die barocke Kirche durch einen Brand völlig zerstört.

Planungen für einen Neubau wurden unter anderem von Friedrich Gilly bereits 1796 skizziert. Schließlich wurde 1826 Karl-Friedrich Schinkel beauftragt, die Pläne zu erarbeiten. So konnte am 3. September 1830, 35 Jahre nach dem Brand, der Grundstein gelegt werden. Unter der Oberbauleitung von Ludwig Persius wurde die Kirche noch ohne Ecktürme und Kuppel errichtet. Im September 1837 wird der kubische Kirchenbau eingeweiht. Aber schon 1843 bis 1850 wird St. Nikolai durch die vier Ecktürme und die heute noch immer stadtbildbestimmende gewaltige Tambourkuppel ergänzt.

Zeichnung: Detaillierter Schnitt durch die Nikolaikirche mit Kuppel.
Bautechnische Details - Schnitt durch Nikolaikirche, ursprüngliche Konzeption mit Kuppel, Zeichnung von Schinkel

Als eines der bedeutendsten Gebäude des deutschen Klassizismus und darüber hinaus auch als Dokument technisch neuartiger Eisenkonstruktion ist sie ein Werk der Baukunst von europäischem Rang. Die Bauzeit betrug insgesamt 20 Jahre, von 1830 bis 1850. Trotz der starken Zerstörungen wurde nach dem Krieg sofort mit dem Wiederaufbau begonnen. Am 2. Mai 1981, 36 Jahre nach der Zerstörung, konnte die feierliche Weihe stattfinden. Die umfassende Sanierung der Aussenhülle des Kirchenbauwerks hat in den Jahren 2002 und 2003 mit der Ostfassade begonnen und wurde ab August 2006 mit der Erneuerung von Nord- und Westfassade, Südfassade mit Portikus und Sanierung der Kuppel mit Tambour fortgeführt. Der neue Kolonnadenumgang ist seit dem 17. Juli 2009 fertiggestellt. Aus ca. 40 m Höhe kann man nun den 360° Rundumblick über Potsdam genießen.

Beendet wurden die baulichen Maßnahmen am 30. Juli 2010. Am 3. Oktober 2010 fanden die Arbeiten mit einem Festgottesdienst ihren feierlichen Abschluss.

Foto: Die Nikolaikirche am Alten Markt. Zentralbau mit Portikus, Rotunde und Kuppel in sehr gut erhaltenem Zustand.
Nikolaikirche am Alten Markt, 2022 (Sanierungsträger Potsdam, Foto: J. Kommritz)